ANTIRASSISTISCHE
INITIATIVE E.V.
ANTIRASSISTISCHES
TELEFON
ZAG
REDAKTION
Berlin,
26.1.2002
Neu
erschienen:
9. aktualisierte Auflage der Dokumentation
"Bundesdeutsche Flüchtlingspolitik
und ihre tödlichen Folgen"
- 1993 bis 2001 -
Nach dem regierungsinitiierten "Aufstand der Anständigen" vom Sommer
2000 wurden die politisch Verantwortlichen jetzt "konkreter" und starteten
mit dem Entwurf des sogenannten Zuwanderungsgesetzes und mit dem bereits
in Kraft getretenen "Terrorismusbekämpfungsgesetz" einen weiteren
Angriff auf Menschenrechte und die Menschenwürde von MigrantInnen
und Flüchtlingen. Mit diesen Mammutwerken geraten Flüchtlinge
und MigrantInnen per Gesetz unter Generalverdacht. Das ist staatlicher
Rassismus, der auch den gesellschaftlichen Rassismus weiter salonfähig
macht und legitimiert.
Auch
das erklärte Ziel, arme und verfolgte Menschen abzuwehren und ausschließlich
für die Wirtschaft nutzbare SpezialistInnen in diesem Lande zu
akzeptieren, findet in den Gesetzestexten seine Entsprechung.
Ein
Netz von repressiven Gesetzen, eine Armee von Schreibtischtätern und
ein Heer von Polizei- und Bundesgrenzschutz-Beamten stehen den einzelnen
Flüchtlingen gegenüber. Die gnadenlose Überwachungs-. und
Vertreibungspolitik wird verschärft fortgesetzt. Außer in Abschiebegefängnissen
soll in Zukunft in sogenannten Ausreisezentren mit Psycho-Terror und polizeilicher
Gewalt die staatliche Ausweisung forciert werden. Das Verbot, den zugewiesenen
Landkreis zu verlassen (Residenzpflicht), das bisher für AsylbewerberInnen
galt, wird nicht abgeschafft, sondern auf eine weitere Flüchtlingsgruppe
ausgedehnt (auf den Personenkreis, der bisher eine Duldung hatte). Das
ohnehin brutale Flughafenverfahren wird auch weiterhin für Kinder
und unbegleitete jugendliche Flüchtlinge gelten.
Der
Zugriffsbereich des BGS, der sich bisher auf einen ca. 30 km Landstreifen
an den Landesgrenzen, auf Flughäfen, Bahnhöfen und in Zügen
erstreckte, wird im Küstenbereich auf 30 bis 60 km ausgedehnt werden.
Die nördlichen Bundesländer werden mit erweiterter BGS-Präsenz
rechnen müssen. Ein Grenzübertritt in die BRD bleibt für
Flüchtlinge weiterhin lebensgefährlich und diejenigen, die durchkommen,
werden mit High-Tech gesucht, oft aufgespürt und von Hunden gehetzt,
gebissen und gestellt.
Ein Ziel der vorliegenden
Dokumentation ist es, anhand von vielen konkreten Einzelbeispielen, den
staatlichen und gesellschaftlichen Rassismus erfahrbar zu machen.
Da in der Arbeit größtenteils Geschehnisse dokumentiert sind,
bei denen Flüchtlinge und Menschen ohne Papiere körperlich zu
Schaden kommen, zeigt sie nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit
der menschenverachtenden Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik Deutschland.
Die Dokumentation umfaßt den Zeitraum vom 1.1.1993
bis 31.12.2001:
130Flüchtlinge
starben auf dem Wege in die Bundesrepublik Deutschland oder an den Grenzen,
davon allein 100 an den deutschen
Ost-Grenzen,
343Flüchtlinge
erlitten beim Grenzübertritt Verletzungen, davon 209 an den deutschen
Ost-Grenzen,
99Flüchtlinge
töteten sich angesichts ihrer drohenden Abschiebung oder starben bei
dem Versuch, vor
der Abschiebung zu fliehen; davon
45 Menschen in Abschiebehaft,
338Flüchtlinge
haben sich aus Angst vor der Abschiebung oder aus Protest gegen die drohende
Abschiebung (Risiko-Hungerstreiks)
selbst verletzt oder versuchten, sich umzubringen; davon
befanden sich 227 Menschen in
Abschiebehaft,
5Flüchtlinge
starben während der Abschiebung und
171Flüchtlinge
wurden durch Zwangsmaßnahmen oder Mißhandlungen während
der Abschiebung verletzt,
16Flüchtlinge
kamen nach der Abschiebung in ihrem Herkunftsland zu Tode und mindestens
321Flüchtlinge
wurden im Herkunftsland von Polizei oder Militär mißhandelt
und gefoltert,
46Flüchtlinge
verschwanden nach der Abschiebung spurlos,
11Flüchtlinge
starben bei abschiebe-unabhängigen Polizeimaßnahmen; 230 wurden
durch Polizei oder
Bewachungspersonal verletzt,
58Menschen
starben bei Bränden in Flüchtlingsunterkünften, 511 Flüchtlinge
wurden z.T. erheblich verletzt,
11Menschen
starben durch rassistische Angriffe auf der Straße.
Ein
Fazit:
Durch
staatliche Maßnahmen der BRD kamen mehr Flüchtlinge ums Leben
(261 Flüchtlinge)
als durch rassistische Übergriffe (69 Flüchtlinge).
Die Dokumentation ist bei uns auf Papier (DIN A4 – 216 Seiten, Ringbindung)
und demnächst auf CD-Rom erhältlich zum Preis von 9,00 €(bei
Versand: plus 1,60 € für Porto & Verpackung);
im Netz ab Februar unter der Adresse: www.berlinet.de/ari
Interessierte können einzelne Themen auf Papier oder als Datei
bei uns anzufordern (z.B. Tote und Verletzte an den Grenzen, Selbsttötungen,
Mißhandlungen auf Flughäfen, kurdische Flüchtlinge u.a.m.).
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